Wien – UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat es gefallen: Mit Lächeln und Beifall quittierte er als Gast des Neujahrskonzerts die politisch-musikalische Geste der Wiener Philharmoniker. Unter Dirigent Mariss Jansons spielte das Orchester am Freitag zum Auftakt den UNO-Marsch von Robert Stolz als Verbeugung vor der friedensstiftenden Rolle der Vereinten Nationen.
In einer von Krisen und Kriegen geprägten Zeit setzten die Philharmoniker mit ihrem Neujahrsgruß ein Signal. "Dieses Konzert hat im Laufe der Zeit längst die Bedeutung einer Botschaft der Völkerverständigung und des Friedens bekommen", hatte Jansons im Vorfeld betont.
Der 72 Jahre alte Dirigent aus Lettland, Chef des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, führte nach 2006 und 2012 gut aufgelegt zum dritten Mal durch den bunten Reigen aus populären Stücken vor allem der Walzer-Familie Strauß.
Auch das Jubiläumskonzert, vor 75 Jahren begann in Zeiten der Nazi-Herrschaft die Tradition des Neujahrskonzerts, war ein fast weltumspannendes TV-Ereignis mit 50 Millionen Zuschauern in 90 Ländern. Unverzichtbares Ritual im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins: Das "Prosit Neujahr!" von Orchester und Dirigent zu Beginn der heimlichen österreichischen Nationalhymne, des Walzers "An der schönen blauen Donau".
Dass die Philharmoniker nicht nur spielen, sondern auch pfeifen und seufzen können, bewiesen sie beim Walzer "Weana Madln" von Carl Michael Ziehrer und beim "Seufzer-Galopp" von Johann Strauß (Sohn). Insgesamt hatten die Philharmoniker und Jansons acht Stücke ins Programm genommen, die noch nie beim Neujahrskonzert gespielt worden sind. Der Fundus für Neuaufnahmen bleibt dabei auch künftig riesig. Jansons, der für seine akribische Vorbereitung bekannt ist, hatte vor seinem ersten Dirigat 2006 etwa 800 Strauß-Stücke genau studiert. In der 75-jährigen Geschichte des Konzerts wurden bisher rund 320 verschiedene Werke gespielt.
Ihren sechsten Auftritt beim Neujahrskonzert hatten die Wiener Sängerknaben. Auf Wunsch von Jansons begleitete der berühmte Chor die Philharmoniker bei den Polkas "Sängerslust" (Johann Strauß (Sohn)) und "Auf Ferienreisen" (Josef Strauß). Diese Momente, wie auch die in Schloss Schönbrunn gedrehten Einspielszenen des Wiener Staatsballetts zum "Kaiser-Walzer" von Johann Strauß (Sohn) gehörten zu den stimmungsvollsten des Konzerts.
Die Festspielstadt Salzburg durfte sich über weltweite Werbung freuen. Ihr galt der rund 20-minütige Pausenfilm. Anlass war ebenfalls ein Jahrestag. Vor 200 Jahren wurde als Folge der Grenzverschiebungen nach den Napoleonischen Kriegen die Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart Österreich zugeschlagen.
Wer im nächsten Jahr unter den Zuhörern im Goldenen Saal sein will, muss sich beeilen. Ab 02. Januar bis Ende Februar können Interessierte sich für Karten im Internet anmelden. Die Zuteilung für die insgesamt drei programmgleichen Konzerte – am 30.12., 31.12.2016 und 1.1. 2017 – erfolgt per Los. Die Chancen auf einen der jeweils etwa 2.000 Plätze, die für das eigentliche Neujahrskonzert zwischen 35 und 1.090 Euro kosten, sind bei insgesamt rund 300.000 Interessierten jedenfalls besser als im Lotto.
(Von Matthias Röder, dpa/MH)
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http://www.wienerphilharmoniker.at
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