Breite Orchesterkooperation zwischen Boston und Leipzig

01. März 2017 - 20:47 Uhr

Leipzig/Berlin (MH) – Das Boston Symphony Orchestra (BSO) und das Leipziger Gewandhausorchester wollen umfangreich zusammenarbeiten. Die Kooperation umfasse neben der Spielplangestaltung auch Personalentwicklung und Ausbildung, teilten beide Ensembles am Mittwochabend mit.

Andris Nelsons

Andris Nelsons

Die Anregung für die Zusammenarbeit kam vom designierten Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons. Der lettische Dirigent, der in der Saison 2017/18 in Leipzig antritt, ist seit 2014 und noch bis 2022 auch Musikdirektor in Boston. "Ich bin unglaublich dankbar, dass meine Kollegen im Gewandhausorchester und Boston Symphony Orchestra gemeinsam mit mir diese absolut einzigartige Partnerschaft eingehen möchten", sagte der 38-Jährige.

Beide Ensembles wollen jedes Jahr eine Woche lang mit Konzerten im Haus des jeweils anderen gastieren. "Die Orchester interpretieren in der Leipzig- bzw. Boston-Woche das Kernrepertoire ihres Partnerorchesters", erklärte Nelsons. Die Programme werden ergänzt mit Kammermusik, Vorträgen und Podiumsdiskussionen.

Zudem initiieren die Orchester gemeinsam neue Kompositionen. Die ersten Kompositionsaufträge gehen an den Münchner Jörg Widmann und den New Yorker Sean Shepherd. Künftig sollen europäische und amerikanische Komponisten verschiedener Stile und aus unterschiedlichen Generationen mit Werken beauftragt werden.

Die Kooperation werde den Orchestermitgliedern auch ermöglichen, für jeweils drei bis sechs Monate in den Konzerten des Partnerorchesters mitzuwirken. "Erfahrung in anderen kulturellen Kontexten zu sammeln, ist für die Weiterentwicklung eines Musikers wichtig", erläuterte Gewandhausdirektor Andreas Schulz. "Der Austausch mit Kollegen auf internationaler Ebene und die notwendige Auseinandersetzung mit anderen professionellen Gegebenheiten erweitern den eigenen Horizont und bilden eine nachhaltige Bereicherung."

Darüber hinaus wird die Mendelssohn-Orchesterakademie des Gewandhausorchesters ihre Talente zur Sommerakademie des Bostoner Tanglewood Music Centre (TMC) schicken. Umgekehrt wird ein dortiger Kompositionsstudent ein Werk für die Leipziger Akademisten komponieren.

"Diese einzigartige Partnerschaft hat großes Potenzial und bietet eine leistungsstarke Perspektive in der Welt der klassischen Musik", sagte Andris Nelsons. "Sie ist in der Orchesterwelt beispiellos und regt eine neue Dimension kreativer Programmgestaltung für beide Orchester an", erklärte BSO-Geschäftsführer Mark Volpe.

Andris Nelsons wurde 2015 zum Nachfolger von Riccardo Chailly als Gewandhauskapellmeister ernannt. Zuvor hatte der Italiener seinen vorzeitigen Rücktritt zum Sommer 2016 verkündet.

(wa)

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