Berlin (MH) – Die russische Sopranistin Anna Netrebko soll wieder an der Berliner Staatsoper auftreten. Das habe man nach einem Gespräch zwischen Intendant Matthias Schulz und der Sängerin beschlossen, teilte das Haus am Donnerstag mit. Die 51-Jährige werde Mitte September an vier Abenden als Lady Macbeth in der Verdi-Oper "Macbeth" zu erleben sein.
Die Sängerin habe sowohl durch Statements als auch durch ihr Handeln eine klare Position zu dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eingenommen und sich distanziert. Das gelte es anzuerkennen. "Darüber hinaus kennt Anna Netrebko unsere klar pro-ukrainische Position als Bühne. Unter diesen Umständen sollte man unseres Erachtens dieser Künstlerin eine Chance geben und sie auch dem Publikum nicht vorenthalten." Der Staatsoper sei einerseits die volle Solidarität mit der Ukraine überaus wichtig, andererseits ein verantwortungsvoller Umgang mit ihren Künstlern.
Netrebko hatte den Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 ausdrücklich verurteilt und den Menschen in der Kriegsregion ihr Mitgefühl ausgedrückt. Gleichwohl wurde sie wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisiert und von einigen Auftritten ausgeladen. Ihre Mitwirkung an der "Turandot"-Neuproduktion der Berliner Staatsoper im Juni 2022 wurde einvernehmlich abgesagt. "Ohne eine deutliche Positionierung der Künstlerin war und wäre eine weitere Zusammenarbeit für die Staatsoper Unter den Linden nicht tragbar", hieß es in der Mitteilung.
Intendant Schulz habe sich nun ein persönliches Bild von der Authentizität der Haltung Netrebkos zu dem Krieg in der Ukraine machen können. "Es ist wichtig hier differenziert vorzugehen und zwischen vor und nach dem Kriegsausbruch zu unterscheiden", erklärte die Staatsoper. Netrebko habe seitdem keine Engagements in Russland angenommen und ihr Management habe bestätigt, dass es auch weiterhin keinerlei Vorhaben für Auftritte in Russland gibt.
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(wa)
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