Wien/Berlin (MH) – Das MusikTheater an der Wien trauert um den Dirigenten Michael Boder. Wie das Haus am Montag mitteilte, starb der 65-Jährige am Sonntag in Wien. Der plötzliche Tod des hochgeschätzten Kollegen und Künstlers hinterlasse eine schmerzvolle Lücke und sei ein großer Verlust. Am MusikTheater an der Wien, dem Boder viele Jahre eng verbunden war, probte der Dirigent zuletzt das von ihm mitkonzipierte Projekt "Freitag der Dreizehnte" zu Ehren des Komponisten Arnold Schönberg. Die Premiere ist einer Sprecherin zufolge weiterhin für den 26. April geplant.
"Während unserer ersten Zusammenarbeit – Alban Bergs 'Lulu' im Jahr 2010 – habe ich Michael als einen Künstler kennengelernt, dessen Zufriedenheit davon abhing, ob es ihm gelang, das Beste aus seinem Gegenüber herauszuholen", erklärte Intendant und Regisseur Stefan Herheim. "Für dieses künstlerische Wechselspiel pochte Michaels Herz bis zum letzten Schlag. Ruhe sanft, lieber Freund."
Am Theater an der Wien leitete Boder Neuproduktionen von Igor Strawinskys "The Rake’s Progress", Franz Schuberts "Lazarus", Gottfried von Einems "Der Besuch der alten Dame", die Uraufführungen von Anno Schreiers "Hamlet" und Christian Josts "Egmont" sowie das Eröffnungskonzert der Saison 2011/12.
Der 1958 in Darmstadt geborene Boder studierte in Hamburg und Florenz. Seine Karriere begann er als Assistent von Michael Gielen an der Oper Frankfurt. Mit 29 Jahre wurde er Musikdirektor der Oper in Basel. Am Gran Teatre del Liceu Barcelona wirkte er von 2008 bis 2012 als Musikdirektor, anschließend war er bis 2016 Chefdirigent am Det Kongelige Teater Kopenhagen. Boder gastierte regelmäßig auch an der Wiener Staatsoper sowie den Häusern in Berlin, Dresden, Tokio, San Francisco, Brüssel und Mailand. Sein Repertoire reichte von Wagner, Strauss, Bruckner bis Mahler, Berg und Schönberg. Leidenschaftlich setzte er sich für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ein. So realisierte er zahlreiche Erst- und Uraufführungen von Komponisten wie Georg Friedrich Haas, Friedrich Cerha, Hans Werner Henze, Krzysztof Penderecki, Manfred Trojahn und Aribert Reimann.
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(wa)
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