Berlin (MH) – Das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia hat sich beim Musikfest Berlin erstmals mit dem neuen Musikdirektor Daniel Harding präsentiert. Das traditionsreiche Orchester aus Rom führte am Sonntag Werke des vor hundert Jahren geborenen Komponisten Luciano Berio sowie "La Mer" von Claude Debussy auf. Als Solistin war die Mezzosopranistin Magdalena Kožená dabei. Das Publikum in der Philharmonie spendete begeisterten Applaus.
Berios "Sinfonia" für Singstimmen und Orchester, uraufgeführt 1969 bei den Donaueschinger Musiktagen, beeindruckte durch die vielfältigen Bezüge zu Gustav Mahlers "Auferstehungssinfonie". In dem Leonard Bernstein gewidmeten Stück kommen auch zahlreiche Textzitate vor, etwa aus Romanen von Samuel Beckett und James Joyce oder einer Studie des Ethnologen Claude Lévi-Strauss. Das Vokalensemble London Voices trug die diffizilen Passagen mit großer Intensität in einer Mischung aus Gesang und Rezitation vor.
In den "Folk Songs", die Berio seiner Ehefrau Cathy Berberian widmete, spiegelt sich seine Vorliebe für Volksmusik. Kožená konnte ihre ausdrucksstarke Stimme in den elf Liedern brillant zur Geltung bringen. Der Komponist hatte sich unter anderem an Vorbildern aus den USA, Armenien, Südfrankreich, Sizilien und Sardinien inspiriert, die er rhythmisch und harmonisch bearbeitete. Das von Harding souverän geleitete Orchester entfesselte zum Schluss in Debussys berühmten sinfonischen Skizzen einen wahren Klangrausch. Nach der Zugabe – der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis Oper "La forza del destino" – gab es Jubel und Ovationen im Stehen.
Der britische Dirigent übernahm zu Beginn der Saison 2024/2025 als Nachfolger von Antonio Pappano die künstlerische Leitung des Orchesters und Chors der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Außerdem leitet er das Swedish Radio Symphony Orchestra. Von 2016 bis 2019 war er Musikdirektor des Orchestre de Paris und von 2007 bis 2017 Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra. Harding gastiert darüber hinaus auch bei anderen international renommierten Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern. Das Mahler Chamber Orchestra, mit dem er seit über 20 Jahren auftritt, verlieh ihm den Titel "Conductor Laureate".
Beim Musikfest präsentieren sich noch bis zum 23. September Klangkörper aus aller Welt sowie Berliner Orchester und Ensembles. Neben Berio stehen unter anderem auch der hundertste Geburtstag des Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez sowie die Musikstadt Paris im Fokus.
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(ck/wa)
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