Musik ohne Emotionen ist nichts

21. August 2014 - 09:15 Uhr

Von Aleksandra Pilarska, (24, Geigerin aus Polen, Teilnehmerin der SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg 2014)

Ich erfinde das Rad nicht neu, wenn ich sage, dass wir Musiker bis zum Ende unseres Berufslebens wohl nie auslernen. Unsere Ausbildung endet nicht mit unserem Abschluss an der Hochschule. Aber sicherlich ist genau das der Zeitraum, in dem wir sehr intensiv nach Möglichkeiten suchen, die uns dabei helfen, uns als Instrumentalisten und auch als Künstler weiterzuentwickeln.

Aleksandra Pilarska

Aleksandra Pilarska

Aus der Fülle an Musikfestivals, Meisterkursen oder Akademien, aus der wir wählen können, hat die SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg eine ganz besondere Bedeutung für mich gewonnen und ist zu einem sehr wichtigen Ereignis geworden, seitdem ich mich 2012 dort das erste Mal beworben habe. Was macht dieses Festival so besonders, dass es mir und meinen Kollegen schwer fällt, nach der SMA wieder nach Hause zurückzukehren, diesen Ort und diese Atmosphäre zu verlassen?

Um ganz von vorne anzufangen: Die SommerMusikAkademie wird für junge Musikerinnen und Musiker aller Nationen ausgerichtet. Aus hunderten von Bewerbungen werden Instrumentalisten ausgesucht, die das Akademieorchester bilden und zehn Tage auf dem Anwesen von Schloss Hundisburg untergebracht sind, umgeben von einem prachtvollen Garten, weiten Wiesen und einem See. In dieser Zeit und dieser großartigen Umgebung proben die jungen Musiker jeden Tag und bereiten sich sehr intensiv auf die Konzerte vor, die an den letzten drei Tagen der SMA stattfinden. In den vergangenen drei Jahren, in denen ich an der SMA teilgenommen habe, bestand das Repertoire aus großartigen Meisterwerken von Beethoven, Bruckner, Strauss oder Brahms. Das klingt jetzt nach einer Standardbeschreibung einer Orchesterakademie für junge Musiker. Also auch hier wieder die Frage – was macht die SMA so besonders für mich?

Für mich ist dieses Festival ein Festival der Emotionen. Zusätzlich zu allem, was ich dort in Bezug auf Orchesterzusammenspiel und professionelles Arbeiten gelernt habe, konnte ich in jedem einzelnen Konzert unglaubliche und unbeschreibliche Gefühle erleben. Den Höhepunkt dessen bildet das Abschlusskonzert in der Schlossscheune. In der Scheune probt das Akademieorchester jeden Tag, aber am Tag der Aufführung wird dieser Ort zu einer der fantastischsten Konzerthallen, in denen ich je gespielt habe. Das liegt daran, dass in all den Tagen davor – wenn sich die Orchestermitglieder zusammenfinden, sich kennenlernen, auch gemeinsam Kammermusik machen und Freundschaften schließen, die lange Zeit halten werden – dass sich dann eine Bandbreite an Emotionen, Erfahrungen, Erinnerungen ansammelt, die in diesem einen Konzert einfach explodiert. Und es liegt auch an dem Dirigenten und Künstlerischen Leiter der SMA, Johannes Klumpp. Während des Musizierens gibt er uns ausnahmslos alles von sich und wir geben ihm unsere gesamte Energie zurück. Diese Symbiose und gegenseitige Hingabe bewirkt, dass die – technisch übrigens genauestens vorbereitete – Musik im Konzert mit Emotionen aufgeladen wird, die so stark sind, dass das Publikum sie beinahe anfassen kann und von der Musik schlicht und ergreifend von den Sitzen gehauen wird.

Für mich persönlich ist die SMA so einzigartig, weil sie mich jedes Jahr daran erinnert, warum ich Musikerin bin, dass ich wirklich liebe, was ich tue, und mich immer wieder neu überzeugt, dass ich das auch tatsächlich mein Leben lang machen möchte. Sie erweckt in mir Gefühle, die ich zum Leben und zum Musikersein brauche, denn Musik ohne Emotionen ist nichts.

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http://www.sma-hundisburg.de

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