Von Julia Panzer (19, Cellistin im LJO RLP)
24.08.2014: Auch dieses Jahr gab es mal wieder einen Kalender, auf dem ich die Tage durchstrich bis zur nächsten Arbeitsphase des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz (LJO). Und dann war es endlich soweit: Alle Kästchen voll, der 25.08.2014 stand vor der Tür! Vollgepackt mit Schlagwerk, Cello und Horn fuhren wir mit dem Auto auf das Schloss Engers zu. Wie jede Arbeitsphase sah ich schon auf der Straße einen Pulk von Leuten stehen, die sich herzlichst umarmten. Glückshormone hoch Millionen und es ist jedes Mal das Gleiche, schon seit sechs Jahren, die ich mittlerweile Mitglied des Landesjugendorchesters bin. Es ist wie eine Familie, deren Nachwuchs von Jahr zu Jahr am Ufer des Rheines heranwächst.
Und so sollte dieses Jahr unser Programm nicht nur unserem geliebten Rhein gewidmet sein, sondern sich generell mit der Thematik "Wasser" auseinandersetzen. Auf dem Programm standen Felix Mendelssohn Bartholdys "Meeresstille und glückliche Fahrt", "Der mythische Fluss" von Volker David Kirchner und Robert Schumanns "Rheinische Sinfonie".
In den Registerproben zeigte sich schnell, dass nicht Schumanns "Rheinische" oder Mendelssohns "Meeresstille und glückliche Fahrt" das Problem darstellen sollten, sondern dass die Uraufführung von Volker David Kirchner "Der mythische Fluss", uns allen tatsächlich noch sehr mythisch vorkam. Nach drei Tagen interessiertem Proben drehte sich das Verhältnis und nun verliehen wir dem Fluss die Mystik.
Inzwischen waren alle Neuankömmlinge bestens integriert, vielleicht auch durch den vom Orchesterrat organisierten Kennenlernabend. So kam es auch zu zahlreichen Beiträgen am Bunten Abend und vielen Teilnehmern beim Fußballturnier. Ein perfekter Ausgleich! Ein besonderes Highlight der Arbeitsphase war der Besuch Volker David Kirchners zu einer unserer Proben. Man hat es ja heute nicht mehr so leicht, sich mit den Komponisten über ihre Werke zu unterhalten, ihren Empfindungen nachzugehen, ja die Noten richtig zu interpretieren. Vielleicht war auch gerade deswegen die Uraufführung am 4. September im Staatstheater Mainz ein voller Erfolg. Generell hatte jedes Konzert für mich eine andere Magie. Und diese Magie auch in den Blicken der Mitmusizierenden zu sehen und zu spüren, habe ich bis jetzt wirklich nur im LJO erlebt.
Nicht ganz so genießen konnten wir das wirklich toll organisierte Theaterfest in Mainz. Dort musizierten wir mit 300 Musikern im schönsten Sonnenschein. Zu schade, dass sich ein Virus durchs Orchester zog, der einen nach dem anderen "ausknockte". So wurde aus dem "letzten Abend" ein Abend, an dem das LJO mal wieder unglaublichen Zusammenhalt zeigte. Engers wurde förmlich zu einer Krankenhausstation. Tee wurde gekocht, die Betten wurden ausgetauscht, ja es wurde sogar Zwieback hin und her getragen. Und alle beteten, dass wir bei dem Konzert in Landau am folgenden Tag auch nochmal das Publikum würden begeistern können. Ich selbst war auch krank und kann mich gar nicht genug bei meinen tollen Mit-LJO‘lern und dem Betreuerteam bedanken! Das war wirklich herzlichstes Gesundpflegen!
Und siehe da, auch das Konzert in Landau konnte sich hören lassen. Danach? Tränen, Umarmungen, ein tiefes Loch im Herzen. Es fällt wohl keinem leicht, sich von seiner Familie zu trennen. Aber zum Glück ist das keine Trennung von Dauer. Auch die nächste Arbeitsphase ist schon im Kalender eingetragen. Und so lange werden Kreuzchen gemacht, bis wieder alle Kästchen voll sind.
Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz spielt Uraufführung von Volker David Kirchner
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