Till Fabian Weser engagiert sich für Nachwuchsmusiker – Gründer der Sommer Oper Bamberg

20. Juli 2015 - 08:30 Uhr

Bamberg – Bei den Bamberger Symphonikern spielt Till Fabian Weser Trompete. Daneben ist er häufig als Dirigent aktiv. Und er engagiert sich für den Musikernachwuchs. Vor zehn Jahren hat Weser die Sommer Oper Bamberg gegründet. Dabei können junge Sänger und Orchestermusiker aus aller Welt unter der Anleitung von Profis eine Oper einstudieren und aufführen. Für die Teilnehmer organisiert der Chef sogar das Frühstück: Jeder bekommt ein kleines Lebensmittelpäckchen – für den nächsten Morgen in den angemieteten Ferienwohnungen.

Till Fabian Weser

Till Fabian Weser

In Fachkreisen hat sich längst herumgesprochen, dass der Bamberger Workshop, der alle zwei Jahre stattfindet, für Qualität bürgt. Agenten und Intendanten sind zu Gast, um zu schauen, wen sie für ihr Ensemble gebrauchen könnten. Die Premiere in der Jubiläumssaison ist am (heutigen) Montag mit der Mozart-Oper "Die Zauberflöte".

Bei Weser, geboren 1965 in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana und inzwischen Vater von fünf Kindern, laufen auch heute noch die Fäden der Sommer Oper zusammen. Er muss organisatorische Fragen genauso klären wie künstlerische. Dabei hat er noch zahlreiche weitere Aufgaben: Im "Hauptberuf" ist Weser seit 1994 Trompeter bei den Bamberger Symphonikern, ist daneben aber auch häufig als Dirigent aktiv – etwa beim Lucerne Festival oder dem Beethovenfest in Bonn.

Was aber motiviert einen vielbeschäftigten Orchestermusiker und Dirigenten dazu, mit Verve seit 2005 einen Nachwuchs-Workshop zu organisieren und künstlerisch zu leiten? Weser verweist auf seine eigene Biografie. Er selbst habe als Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie "entscheidende Erfahrungen" gemacht und viel gelernt. Dies wolle er den jungen Talenten heute auch ermöglichen.

Er habe zudem bei der Philharmonie im Programmausschuss mitgearbeitet. "Ich bin damals vom Virus befallen worden, selbst Kultur zu schaffen." Im Orchester sei er ein Rad in einem ganzen Räderwerk, "bei der Sommer Oper kann ich Erfinder sein und Gestalter".

"Eine Art Kaderschmiede für Nachwuchskünstler etabliert"

Und das heißt erst einmal ganz pragmatisch: Das Geld muss her. Die Sommer Oper hat einen Etat von 200.000 Euro, man ist angewiesen auf Spender, Sponsoren, Stiftungen und auf Zuwendungen der öffentlichen Hand. Hier hat Weser einen klaren Wunsch im Jubiläumsjahr: "Wir bräuchten eine institutionelle Basisförderung." Er wünsche sich etwa vom Freistaat regelmäßige Zuwendungen. Bislang laufe die Förderung über den Kulturfonds Bayern, dafür müsse man sich jeweils neu bewerben.

Meisterkurs mit Angelika Kirchschlager

Meisterkurs mit Angelika Kirchschlager

Weser liegt viel daran, dass die Nachwuchskünstler sich wohlfühlen, dass eine Atmosphäre des Miteinanders und nicht des Wettbewerbs herrscht. Und dass das Konzept zur Welterbe-Stadt Bamberg passt. Da das E.T.A.-Hoffmann-Theater keine eigene Opernsparte habe, mache man niemanden Konkurrenz, betont er. Im Gegenteil: Man erweitere das Kulturangebot der Stadt um die Facette Oper. Das Theater habe mit einem eigenen Orchestergraben dafür beste Bedingungen. Das sieht auch Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke so: "Die Strahlkraft dieses Projekts ist beeindruckend: Schon längst hat sich die Sommer Oper Bamberg als eine Art Kaderschmiede für Nachwuchskünstler etabliert." Das Publikum werde begeistert sein, verspricht Starke.

Die Wochen vor den Aufführungen sind für Weser gut ausgefüllt: "Ich bin in der Regel von morgens 09:00 Uhr bis abends um 21:30 Uhr im Theater." Es wird geprobt, aber auch administrative Dinge müssen geklärt werden. "Es gibt einem aber unheimlich viel Kraft, diese künstlerische Entwicklung mitzuverfolgen", sagt er. Den Sängern bietet er einen Meisterkurs mit der österreichischen Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, alle Künstler können mit dem Intendanten des Landestheaters Coburg, Bodo Busse, über ihre weitere Karriereplanung sprechen: "Das ist ein Luxus, ein Mehrwert", betont Weser. 427 Bewerbungen gab es für die 17 Sänger-Partien, im Orchesterbereich wurden von 300 Bewerbern 35 zum Workshop eingeladen.

Und das Publikum? Goutiert das Konzept. Bereits im Juni waren alle Aufführungen ausverkauft.

(Von Kathrin Zeilmann, dpa/MH)

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http://www.sommer-oper-bamberg.de

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