Abbados Orchestra Mozart kehrt mit Faust und Haitink zurück

06. Januar 2017 - 10:01 Uhr

Bologna/Berlin (MH) – Das von Claudio Abbado über ein Jahrzehnt geprägte Orchestra Mozart tritt fast drei Jahre nach dem Tod des weltbekannten italienischen Dirigenten erstmals wieder auf. Unter Leitung des Niederländers Bernard Haitink führen etwa 60 Musiker am (heutigen) Freitag in Bologna und zwei Tage später in Lugano Werke von Ludwig van Beethoven und Robert Schumann auf. Weitere Konzerte sind bereits in Planung. Finanziert wird das Projekt durch eine Crowdfunding-Initiative, bei der bislang mehr als 90.000 Euro gesammelt wurden.

Isabelle Faust

Isabelle Faust

Die Abbado über viele Jahre künstlerisch eng verbundene Geigerin Isabelle Faust ist bei den Konzerten als Solistin in Beethovens einzigem Violinkonzert zu erleben. Das Stück erinnere sie an ihren ersten Auftritt mit Abbado, erklärte die weltweit gefragte Künstlerin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur MUSIK HEUTE: "Im Dezember 2008 führten wir genau dieses Konzert mit dem Mahler Chamber Orchestra im Teatro Regio in Parma auf. Gleich zu Beginn der Probe spürte ich ein großes Einvernehmen. In dem Moment war mir bereits klar, dass sich unsere Zusammenarbeit wunderbar weiterentwickeln würde", sagte Faust.

Mit Abbado und dem Orchestra Mozart spielte sie einige Jahre später das Beethoven-Konzert und Alban Bergs Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels" auf CD ein. Das bei harmonia mundi erschienene Album wurde 2012 mit dem Diapason d’or, einem Echo Klassik und einem Gramophone Award ausgezeichnet. "Diese beiden vielschichtigen Werke mit Claudio Abbado aufgeführt zu haben, ist für meine künstlerische Entwicklung bis heute von zentraler Bedeutung", sagte die Geigerin

Haitink, der im kommenden März seinen 88. Geburtstag feiert, war im Herbst 2013 für seinen schwer erkrankten Kollegen eingesprungen und mit dem Orchester auf Europatournee gegangen. Das Programm für die aktuellen Konzerte in Italien und der Schweiz hat er zusammen mit den Musikern entworfen. "Alle drei Stücke haben einen direkten Bezug zur Geschichte des Orchestra Mozart", erläuterte Faust. "Mit der 'Egmont'-Ouvertüre von Beethoven begann das allererste Konzert im November 2004 im Teatro Manzoni in Bologna. Das Beethoven-Konzert ist mit meiner Person verbunden. Und Schumanns 'Rheinische Sinfonie' war das letzte Werk, an dem Claudio vor seinem Tod gearbeitet hat."

Orchestra Mozart mit Bernard Haitink

Orchestra Mozart mit Bernard Haitink

"Wir Musiker haben immer fest daran geglaubt, dass das Mozart-Orchester wieder zusammenkommen würde. Ein Großteil der früheren Mitglieder ist jetzt dabei", sagte die Violinistin. Dennoch sei es sicherlich nicht nur aus finanziellen Gründen eine Herausforderung, den Klangkörper in die Zukunft zu führen. "Das Andenken an Claudio wird immer wach bleiben. Man darf aber nicht um jeden Preis das Vergangene konservieren. Ein Orchester muss immer flexibel sein und sich weiterentwickeln. Andernfalls wird es untergehen."

2004 war das Orchestra Mozart unter dem Dach der Regia Accademia Filarmonica in Bologna ins Leben gerufen worden. Unter der künstlerischen Leitung von Abbado erwarb sich der Klangkörper, dem erfahrene Solisten und Nachwuchsmusiker angehörten, rasch internationale Anerkennung. Seit 2011 trat das Orchestra Mozart auch mehrmals in Deutschland auf, etwa bei den "Kulturtagen" der Europäischen Zentralbank in der Alter Oper Frankfurt. In Vollbesetzung war es zuletzt wenige Wochen nach Abbados Tod am 20. Januar 2014 bei einem Gastspiel im arabischen Sultanat Oman auf die Bühne gegangen.

(Von Corina Kolbe)

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(06.01.2017 – 22:47 Uhr)

Link:

http://www.orchestramozart.com

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