Fort Worth – Beim Internationalen Van Cliburn-Wettbewerb ist in diesem Jahr auch eine Pianistin aus Deutschland unter den 30 Teilnehmern. Die 29-jährige Caterina Grewe ist in Hamburg aufgewachsen. Mit 16 zog sie nach Großbritannien, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Heute lebt sie in London. Ihre emotionale und offene Spielweise werde sicher nicht allen Juroren gefallen, sagt die Pianistin im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Frage: Woher kommt Ihr Interesse am Klavierspielen?
Antwort: Ich bin in der japanischen Hauptstadt Tokio geboren, dann als Kind mit meiner Familie nach Hamburg gezogen und habe schon in der Schule immer Klavier gespielt. Meine Familie ist eigentlich nicht besonders musikalisch, meine Mutter ist aber Balletttänzerin und wir hatten bei uns zu Hause ein Klavier rumstehen, auf dem alle gespielt haben. Mit 16 bin ich dann auf eine Schule nach Manchester gegangen und das war der Punkt, an dem ich mich entschieden habe, Pianistin zu werden – eigentlich ziemlich spät. Ich bin dann in England geblieben, habe hier studiert und unterrichte hier jetzt auch. Gerade mache ich zudem noch mein Konzertexamen an der Musikhochschule in Detmold. Meine Familie lebt aber nach wie vor in Hamburg.
Frage: Wie haben Sie es zum Van Cliburn-Wettbewerb geschafft?
Antwort: Ich habe mich zum ersten Mal beworben. Angenommen zu werden ist wahnsinnig schwer, das weiß ich von Bekannten, die sich schon häufiger beworben haben. Der Bewerbungsprozess hat schon im vergangenen Jahr angefangen, da musste ich eine DVD schicken und Essays über mich und die Musik schreiben. Im Januar habe ich dann in Hannover 40 Minuten lang vorgespielt. Damals haben die 150 Leute weltweit gehört und davon dann 30 eingeladen. Es ist für mich eine große Ehre, dabei sein zu dürfen – und ich stehe jetzt natürlich auch unter großem Druck. Außerdem habe ich auch noch ein bisschen Jetlag.
Frage: Wie wird der Wettbewerb jetzt ablaufen?
Antwort: Es gibt vier große Runden und jeder hat 4,5 Stunden Programm vorbereitet. Das konnten wir relativ frei aussuchen, es gab nur wenige Vorgaben, zum Beispiel ein Klavierkonzert von Mozart. Ich spiele sehr gerne Stücke von Robert Schumann, deswegen ist davon sehr viel in meinem Programm, aber ich habe natürlich versucht, das auszubalancieren mit Stücken aus jeder Epoche.
Frage: Wie nervös sind Sie?
Antwort: Kurz bevor man auf die Bühne geht ist man natürlich immer sehr nervös, das gehört dazu. Das braucht man auch, um dann hochkonzentriert etwas Besonderes zu leisten. Aber ich war schon so oft in so einer Situation und versuche mich da einfach auf die Musik zu konzentrieren. Einen Glücksbringer habe ich nicht, ich verlasse mich da einfach auf meine Routine.
Frage: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Antwort: Das Niveau ist wie immer sehr hoch. Ich finde es sehr schwierig, meine Chancen einzuschätzen, denn meiner Erfahrung nach hängt das gar nicht so sehr von einem selbst ab, sondern vor allem auch davon, was man nicht beeinflussen kann: Wie spielen die anderen und was hat die Jury für einen Geschmack? Ich bin auf der Bühne sehr offen und emotional, aber dieser Stil ist für einige Leute schwierig, das mögen manche Leute nicht. Ich bin ein Kandidat, der die Jury oft in zwei Hälften teilt.
(Interview: Christina Horsten, dpa)
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