Von Anne Kalkbrenner (19), Chor-Mitglied in "Moskau Tscherjomuschki"
"Moskau was?" Wie oft ich diese Frage wohl in den letzten sieben Monaten gehört habe? Ich weiß es nicht mehr. Kaum einer meiner Freunde spricht Russisch und so traf ich bei dem Namen unseres Stückes zumeist auf Unverständnis und große Fragezeichen in den Augen.
Heute ist das anders. Viele von ihnen kommen um sich das Stück an zusehen. Jugendliche in der Oper? Dank der Classic Card sieht man das schon häufiger. Aber auch noch auf der Bühne? Das ist neu. Für uns alle.
Viele haben zwar bereits Erfahrungen in Sachen Gesang und Schauspiel, doch die Zusammenarbeit mit bekannten Musikern der Staatskapelle ist etwas Besonderes. Anfangs traute ich mich dementsprechend auch nur selten mit den Solisten zu sprechen.
Heute ist das anders. Gespräche in den Pausen oder auf dem Heimweg und die gemeinsamen Proben bringen nicht nur uns Jugendliche einander näher. Wir sammeln Erfahrungen, lernen voneinander und schöpfen aus all den Quellen, die uns geboten werden. Die vermutlich größte ist hierbei wohl der Austausch zwischen deutschen und russischen Jugendlichen im Rahmen des Projektes Charlottengrad.
Zugegebenermaßen war ich zunächst etwas skeptisch. Empfinde ich doch eigentlich andere Kulturen stets als eine Bereicherung, wusste ich in den ersten Proben zunächst nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Zwölf Russischsprachige, zwölf Deutsche. Irgendwie erschienen mir die "Anderen" weniger herzlich, etwas verschlossener als ich es gewohnt war. Komme ich mit "denen" gut klar? Kann ich mit "denen" gut spielen und singen? All solche Fragen, die mich eigentlich nie beschäftigt hatten, schwirrten mir auf einmal durch den Kopf.
Heute ist das anders. Wir alle sind zu einem Team zusammengewachsen, gehen abends gemeinsam aus und genießen die Zeit miteinander. Würde ich nun vor meinen Freunden von "Moskau Tscherjomuschki" sprechen, verstünden viele wovon ich spräche, denn mindestens zwölf davon sprechen Russisch.
Große Operette auf kleiner Bühne: “Moskau Tscherjomuschki” in der Berliner Staatsoper