Von Martina Mihulková, (22, Querflötistin aus Tschechien, Teilnehmerin der SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg 2014)
Die Fackeln in der Scheune von Schloss Hundisburg lodern, als das Publikum nach dem letzten C-Dur-Akkord von Beethovens 5. Symphonie in Applaus ausbricht. Johannes Klumpp, unser Dirigent, signalisiert dem Orchester aufzustehen. Ich halte meine Piccoloflöte in der Hand und schaue mich um – wie wunderbar, so viele begeisterte Menschen dichtgedrängt in dieser nicht allzu großen Halle zu sehen. Sie scheinen zu aufgeregt, um mit dem Klatschen aufzuhören, und wir spielen unsere Zugaben.
Als wir uns wieder hinstellen und unseren Applaus entgegennehmen, denke ich: Danke, dass ihr gekommen seid. Ich nehme mir einen Moment Zeit, um mit einigen Zuschauern Augenkontakt aufzunehmen, ihnen zuzulächeln. Danke. Ohne euch würde die Musik nicht zum Leben erweckt werden. Wie könnten wir ein Konzert geben, wenn wir in einem leeren Saal spielten? Auf der SommerMusikAkademie wurde mir klar, dass klassische Musik nicht unbedingt in einem großen, prunkvollen Konzertsaal stattfinden muss. Wir spielten in einer umgewandelten Scheune, in örtlichen Kirchen, in einem ehemaligen Kloster – und jedes Mal hatten wir ein fantastisches Publikum, das unsere Kunst sehr zu schätzen wusste.
Heutzutage sagt man, klassische Musik habe eine unsichere Zukunft, da es kaum noch interessierte Zuhörer gebe. Ich frage mich, ob das Problem nicht eher darin liegt, dass klassische Musik noch immer in den prächtigen Konzertsälen gehalten wird, wie es die Tradition vorschreibt. Konzertsäle sind als Privileg größerer Städte nicht jedem zugänglich. Würde man versuchen, ein noch breiteres Publikum anzusprechen, und hochwertige Aufführungen verstärkt an alternativen Konzertorten anbieten, würden wir vielleicht feststellen, dass viele Menschen Freude an klassischer Musik haben – wenn wir ihnen nur die Möglichkeit bieten, sie zu entdecken.
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