"Der Typ mit dem seltsamen Instrument": Andreas Martin Hofmeir lässt die Tuba tänzeln – barfuß

08. Oktober 2015 - 10:17 Uhr

München – Das Image der Tuba ist nicht das beste. Sie sei ein behäbiges, dumpfes Instrument, heißt es. Tubisten seien die "Bergmänner der Musik", die "Fußabtreter des Orchesters", mehr Athlet als Musiker, spottete Kabarettist Olaf Schubert beim Echo Klassik vor zwei Jahren. Nicht so, wenn Andreas Martin Hofmeir in das blecherne Instrument bläst. Dann tänzelt die Tuba – und der Zuhörer vergisst, dass es die Tuba ist, die da tänzelt.

Andreas Martin Hofmeir

Andreas Martin Hofmeir

Was Schubert in seiner Laudatio auch sagte: "Heute und hier (…) wird Sühne und Genugtuung widerfahren. Einer hat es geschafft. Einer hat das Instrument aus der Finsternis hervorgeholt." Gemeint war Hofmeir. Er wurde als erster Tubist zum Instrumentalisten des Jahres gewählt. Und schickt sich an, aus dem geschmähten Stück Blech ein Solo-Instrument im klassischen Sinn zu machen.

Der 37-jährige Münchner ist viel mehr als ein federleichter Blechbläser. Hofmeir ist Professor am Mozarteum Salzburg, Kabarettist und Autor, Bühnenmensch durch und durch. Und er war Mitglied der erfolgreichen Popband LaBrassBanda. Die spielt seit 2007 einen Mix aus Balkan-Musik, Hip-Hop und bayerischer Volksmusik. 2013 stieg Hofmeir aus, widmet sich seitdem seiner Solo-Karriere im Kabarett.

In all diesen Genres sei er nur Gast, sagt er: im Pop der Typ aus der klassischen Musik, im Konzertsaal der Popmusiker. "Ich bin nicht nur der Typ mit dem seltsamen Instrument – ich bin immer auch der Exot."

Wenn Hofmeir die Bühne betritt, tut er dies meist barfuß, so auch beim Echo. Einmal hatte er die Schuhe vergessen – und gute Erfahrungen mit dem Barfuß-Musizieren gemacht. "Als Musiker braucht man Aufmerksamkeit." Auch sonst weiß Hofmeir, sich als Typ zu verkaufen. Als kerniger Bayer mit langem Haar und lockerer Zunge. So ist er zu einem der gefragtesten Instrumentalisten des Landes geworden.

Seinen Witz und den Hang zum Kabarett hat er sich früh angeeignet. Als Kind habe er die Kassetten des Vaters mit Aufnahmen des Kabarettisten Gerhard Polt und des Liedermachers Georg Kreisler rauf- und runtergehört, erzählt er. Nirvana und Oasis, Anfang der 90er in fast jedem Jugendzimmer zu Hause, haben ihn nie interessiert. Bis heute, auch nach Jahren auf Tour mit LaBrassBanda, habe er sich nur "rudimentär mit Popmusik beschäftigt".

"Kein Aufwand"

"Kein Aufwand"

Seine musikalische Lesung "Kein Aufwand!", mit der er seit (dem heutigen) Donnerstag wieder durch Bayern tourt, vereint all jene Genres, in denen Hofmeir sich als Gast fühlt. Mit lockerem Zungenschlag erzählt er Geschichten aus seinem Leben. Und spielt mit seiner Tuba: brasilianische Liebeslieder zum Beispiel. Guto Brinholi begleitet ihn mit der Gitarre.

Wie das geht, die Tuba tänzeln zu lassen? "Man muss versuchen, nicht mehr zu denken wie ein Tubist, sondern von anderen Instrumentalisten im Orchester lernen", sagt Hofmeir. Dann sei die Tuba "vielleicht sogar das berührendste Instrument überhaupt". Dann klinge sie weich und heimelig. Hofmeirs Traum: ein Tuba-Konzert mit den Berliner, den Wiener oder den New Yorker Philharmonikern. "Dann wäre die Lanze für das Instrument gebrochen."

(Von Michel Winde, dpa/MH)

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http://andreas-martin-hofmeir.com

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