Prag – Die tschechische Cembalistin Zuzana Růžičková ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Das berichtete die Agentur CTK am Mittwoch unter Berufung auf ihren Stiftungsfonds für Musiker. Als Erste spielte Růžičková zwischen 1965 und 1974 die kompletten Bach-Werke für Tasteninstrumente auf dem Cembalo ein. Die Aufnahmen erschienen voriges Jahr in einer Neuauflage auf 20 CDs.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde Růžičková als Kind in mehrere nationalsozialistische Konzentrationslager verschleppt. Aus ihrer Familie überlebte sonst nur die Mutter. Nach dem Krieg half ihr Bach, das Trauma zu verarbeiten. "Seine Musik ist etwas, was uns überragt, etwas, was das menschliche Böse und das menschliche Leid überragt – immer ist da etwas Höheres", sagte sie einmal.
Von 1979 bis 1990 war Růžičková Solistin der Tschechischen Philharmonie. Die verdiente Professorenwürde an der Prager Musikhochschule wurde ihr erst im Jahr 1990 zuteil – die Kommunisten hatten das Cembalo als "feudales und religiöses" Instrument abgelehnt.
Für ihr Schaffen wurde sie mit der tschechischen Verdienstmedaille und dem französischen Orden der Künste und der Literatur ausgezeichnet. Im Jahr 1952 hatte sie den Komponisten Viktor Kalabis (1923-2006) geheiratet, der für sie mehrere Werke schrieb.
(dpa/MH)
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