Zürich/ Berlin (MH) – Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow (48), der in Moskau unter Hausarrest steht, soll am Opernhaus Zürich Mozarts "Così fan tutte" inszenieren. "Wir sind sehr entschlossen, diese geplante Arbeit auch auf die Bühne zu bringen", sagte Intendant Andreas Homoki am Mittwoch in Zürich bei der Vorstellung der Saison 2018/19. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Freiheit der Kunst durch politische Einflussnahme angegriffen wird."
Die Neuproduktion der "Così" sei lange vor Serebrennikows Hausarrest abgesprochen worden, sagte Homoki. Im vorigen Jahr habe es bereits konzeptionelle Gespräche mit dem Regisseur in Zürich gegeben. Serebrennikow soll bei seiner ersten Arbeit am Züricher Opernhaus auch Bühnenbild und Kostüme gestalten. Deshalb arbeite er in jedem Bereich sehr eng mit Assistenten zusammen. "Wenn er tatsächlich zu Probenbeginn im Herbst nicht nach Zürich kommen kann, werden seine Mitarbeiter die Inszenierung realisieren. Aber wir hoffen natürlich, dass es dazu nicht kommt", betonte Homoki. Die Premiere ist für den 4. November 2018 geplant.
Ein russisches Ermittlungskomitee wirft dem international renommierten Regisseur vor, staatliche Fördergelder für seine Theaterarbeit veruntreut zu haben. Serebrennikow bestreitet dies und sitzt seit August 2017 im Hausarrest, der mehrmals verlängert wurde. Die Hamburgische Staatsoper will im März 2019 seine Inszenierung von Giuseppe Verdis "Nabucco" auf die Bühne bringen.
Das Opernhaus Zürich plant für die kommende Spielzeit 17 Neuproduktionen, darunter neun Opernpremieren und eine Uraufführung. Zur Saisoneröffnung inszeniert Barrie Kosky "Die Gezeichneten" von Franz Schreker. Die musikalische Leitung übernimmt Vladimir Jurowski. Im Dezember steht Stephen Sondheims "Sweeney Todd" auf dem Programm. Unter der Regie von Intendant Homoki ist der walisische Bassbariton Bryn Terfel in der Titelpartie zu erleben. Als Mrs. Lovett gibt die österreichische Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager ihr Rollendebüt.
Auch die Abschlussproduktion der Saison, "Nabucco", wird der Hausherr inszenieren. Als Nabucco und Abigaille treten erstmals Michael Volle und Catherine Naglestad auf. In der Reihe mit Uraufführungen von Werken Schweizer Komponisten wird im Juni 2019 "Last Call" von Michael Pelzel auf der Studiobühne des Opernhauses gezeigt.
Die italienische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli begeht in der kommenden Saison ihr 30. Bühnenjubiläum am Opernhaus Zürich. Aus diesem Anlass gibt sie am 10. Januar 2019 ein Benefizkonzert zugunsten der Nachwuchssänger des Internationalen Opernstudios. Sein 20-jähriges Bestehen feiert das hauseigene Spezialensemble Orchestra La Scintilla, das sich der historischen Aufführungspraxis widmet. Die Philharmonia Zürich gibt sechs Konzerte mit Generalmusikdirektor Fabio Luisi und Gastdirigenten wie dem britischen Bernstein-Spezialisten Wayne Marshall.
(wa)
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