Dresden/Berlin (MH) – Das Moritzburg Festival für Kammermusik beginnt am (heutigen) Samstag seine 25. Ausgabe. Zur Eröffnung spielt das Moritzburg Festival Orchester unter der Leitung von Josep Caballé Domenech in der Gläsernen Manufaktur in Dresden Werke von Schumann und Schostakowitsch. Für das Ensemble wurden 50 Nachwuchsmusiker aus 19 Ländern ausgewählt.
Bis zum 20. August folgen noch 17 weitere Konzerte. Festivalleiter Jan Vogler hat internationale Stars wie Baiba Skride, Felix Klieser und Lise de la Salle eingeladen. Mit Sven Helbig als Composer-in-Residence wird erstmals ein Komponist aus der Region bei dem Festival vorgestellt. Im Rahmen eines Festkonzerts zum Festivaljubiläum wird sein Werk "Tres Moments" uraufgeführt.
Die jungen Künstler der Festival-Akademie gestalten am Sonntag ein Musik-Picknick in unterschiedlichen Kammermusik-Besetzungen und am 10. August eine Lange Nacht der Kammermusik. Für die Akademie hatten sich mehr als 500 Nachwuchstalente beworben.
1993 hob der Cellist Jan Vogler mit seinem Bruder Kai und seinem Kollegen Peter Bruns das Moritzburg Festival für Kammermusik aus der Taufe. Damals konnte niemand ahnen, dass der idyllische Ort vor den Toren Dresdens bald zu einem Anziehungspunkt für renommierte Kammermusiker werden sollte. Die drei Gründer hatten sich vom Marlboro Festival in den USA inspirieren lassen. Auch dort stellen die Teilnehmer nach einer Probenphase Ergebnisse ihrer Arbeit in Konzerten vor. Binnen kurzem spielte sich Moritzburg in die erste Reihe internationaler Kammermusikfeste.
Inzwischen ist Jan Vogler allein für die künstlerischen Belange des Festivals zuständig. Der 53-Jährige spürt ein weltweites Interesse für Kammermusik. Dafür macht er nicht nur die Werke selbst verantwortlich, sondern auch die Sehnsucht der Musikfans nach einem Konzerterlebnis ohne Distanz zwischen Bühne und Auditorium. Das Publikum wolle Fantasie, Frische und Energie spüren, sagte Vogler schon vor Jahren. Die Hörer suchten nach Gefühlen und Authentizität. Vielleicht sei das ein Reflex auf das Internet-Zeitalter mit wachsender Anonymität. Tatsächlich weht seit langem ein frischer Wind durch die Szene, auch dafür steht Moritzburg.
Ungewöhnliche Auftrittsorte tragen dazu bei, dass Kammermusik hier nicht wie Kunst für eine elitäre Schicht wirkt. Beethoven oder Brahms in kleiner Besetzung erklingen etwa in einer Autofabrik oder einem Gestüt. Sogar in den Elbe-Flugzeugwerken gab es Musik zu hören, wie am Donnerstag bei einem Vorspiel auf die Jubiläumsausgabe des Festivals.
Vogler betont, dass auch die Musiker von Moritzburg profitierten. Das Festival habe ihnen geholfen, Musik besser zu verstehen und eigene Maßstäbe zu finden, sagt der Chef. Das trifft auch auf den musikalischen Nachwuchs zu. Ihm fühlt sich das Festival besonders verpflichtet. Seit 2006 gibt es die Moritzburg Festival Akademie, die jedes Jahr junge Frauen und Männer aus verschiedenen Ländern für das Moritzburg Festival Orchester auswählt.
(wa, mit dpa)
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