Musiklehrer diskutieren über ihr Schulfach

21. September 2016 - 09:00 Uhr

Koblenz – Rund 1.300 Musiklehrer aus ganz Deutschland diskutieren vom (heutigen) Mittwoch an beim Bundeskongress Musikunterricht über ihr Schulfach. Das Motto der 3. Ausgabe lautet "Bildung – Musik – Kultur: Musik erleben – Musik reflektieren". In Koblenz geht es fünf Tage lang um Kulturpolitik und Musikpädagogik mit Workshops, Diskussionen, Ausstellungen, Konzerten, Preisverleihungen, Forschungsprojekten und einem Sonderprogramm für Lehramtsstudenten und junge Musiklehrer.

Bundeskongress Musikunterricht

Bundeskongress Musikunterricht

Die Pädagogen sehen ihr Fach an Schulen zunehmend im Abseits. "In Sonntagsreden betonen Politiker die große Bedeutung des Musikunterrichts. Aber am Montag fehlt ihre Wertschätzung in der Praxis", kritisierte der Präsident des Bundesverbands Musikunterricht (BMU), Ortwin Nimczik, vor dem Kongress. Es gebe zu wenige Musiklehrer und zu oft eine schlechte Ausstattung für den Musikunterricht. "An vielen Stellschrauben wird wohl teils auch unbewusst gedreht, etwa wenn beim Angebot von abiturrelevanten Kursen an Gymnasien das Fach Musik hinten runter fällt", sagte Nimczik der Deutschen Presse-Agentur.

Bundesweit gebe es rund 40.000 Musiklehrer für die etwa 13 Millionen Schüler. Am problematischsten sei der Mangel von ausgebildeten Musikpädagogen an den Grundschulen, auch Unterrichtsausfälle. "An den Gymnasien sieht es besser aus, an vielen anderen weiterführenden Schulen aber wiederum schlecht", erklärte der Professor für Musikpädagogik an der Musikhochschule Detmold. Besonders viele Musiklehrer fehlten in Ostdeutschland. Hinzu komme bundesweit die große Pensionierungswelle bei Pädagogen.

Auffällig ist laut Nimczik, dass sich sehr viele junge Menschen für das Studium eines Musikinstruments mit oft unsicherer Berufsperspektive entscheiden – und weniger für das Schulfach Musik mit besseren Aussichten auf einen festen Job.

Ist der Musikunterricht an Schulen heute angestaubt? "Nein. Da hat sich unheimlich viel getan seit den Zeiten mit Kreideunterricht und Quintenzirkel-Lernen, die die Politiker noch aus ihrer Jugend kennen", versicherte der Verbandspräsident. "Heute gibt es an den Schulen spielerisches, szenisches und erfinderisches Gestalten von Musik, den Einsatz elektronischer Medien und vieles mehr. Wir setzen nicht nur auf klassische Musik und laufen auch nicht alleine der Popmusik hinterher, sondern wollen die ganze Vielfalt der Musikkultur vermitteln." Natürlich müssten die Schüler weiter etwas lernen, zum Beispiel die Noten "eingebettet in eine ansprechende Musizierpraxis".

(Von Jens Albes, dpa/MH)

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