Filmmusiktage Sachsen-Anhalt über "Psycho – Wa(h)re Musik"

17. Oktober 2011 - 08:12 Uhr

Wie wird der Mensch musikpsychologisch geleitet und gesteuert? Ist Musik nur die Bereitstellung einer "Ware" zu dem Produkt "Film"? Wie hat sich die Akzeptanz von (Film-)Musik entwickelt? Diese und andere Fragen zur Existenzberechtigung von Filmmusik stellt der Kongress "Filmmusiktage Sachsen-Anhalt", der in diesem Jahr vom 27. bis 29. Oktober 2011 in Halle (Saale) stattfindet.

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Das Motto "Psycho – Wa(h)re Musik" wurde bewusst provozierend gewählt, denn Assoziationen mit Hitchcocks Film "Psycho" sind durchaus gewollt. Das Meisterwerk Hitchcocks wurde zu einem Kultfilm, der perfekt Atmosphäre, Montage und Musik zur Erzeugung von beklemmendem Horror einsetzt. Weltberühmt ist die Szene, in der Marion Crane (Janet Leigh) unter der Dusche erstochen wird. Dieser Moment ist sowohl visuell als auch musikalisch eine der bekanntesten und meistzitierten Szenen der Filmgeschichte. Die Filmmusik von Bernard Herrmann zu "Psycho" zählt seit Jahren zu den besten Soundtracks. Genau dieses "Kopfkino" ist Grundlage für den Themenkomplex des dreitägigen Kongresses.

Zu hören sind Vorträge zur Musik in Filmen und bei Computerspielen, zur Psycho-Akustik im Film oder über "Verführer und Verführte – Musiker im Spielfilm". "Es geht mir darum, wie Musikerpersönlichkeiten in Filmen dargestellt werden: Als Verführer durch ihre Musik, aber auch als Verführte durch Macht, Erfolg, Drogen", erklärte dazu Prof. Georg Maas von der Martin-Luther-Universität Halle, einer der verantwortlichen Programmgestalter. Einerseits beschäftigt er sich mit biografischen Filmen, in denen historische Persönlichkeiten mit ihrer Musik porträtiert werden, wie Farinelli, Mozart, Chopin, Jim Morrison, Charlie Parker. "Dann komme ich aber auch auf fiktive Musiker zu sprechen, das ist der für mich eigentlich spannendere Aspekt, weil hier Vorurteile und Allgemeinplätze die Basis für die Darstellung sind, nicht historische Fakten. Die Musikerrollen wiederum spiegeln sich (natürlich) in der Filmmusik bzw. Musik im Film."

Niki Reiser, mehrfach preisgekrönter Filmmusikkomponist, spricht über das unbewusste Nachdenken beim Komponieren. Kultregisseur Sönke Wortmann ("Kleine Haie", "Das Wunder von Bern", "Deutschland. Ein Sommermärchen") erzählt über Filme, Fußball und Musik. Wolfgang Becker, Regisseur des Kassenschlagers "Good Bye, Lenin!" widmet seinen Vortrag dem Gedenken an den Komponisten Bernard Herrmann, der mit seinen Filmmusiken von "Citizen Kane" bis "Taxi Driver" berühmt wurde.

Filmmusiktage

Mit dem Horrorfilm setzt sich Julia Heimerdinger auseinander. Dabei handele es sich um "ein Filmgenre, dessen wichtigster Gegenstand – wie der Name schon anzeigt – ein Gefühl ist bzw. die ganze Palette an schrecklichen Gefühlen, die bei den Zuschauern ausgelöst werden sollen: angefangen beim Unheimlichen bis hin zum puren Grauen", sagte die Musikwissenschaftlerin. "Horrorfilme rühren an Urängste, bebildern Albträume und sind damit unter den Filmgenres die 'denkbar radikalste Negation einer heilen Welt'. An der Produktion des Grauens sind Musik und Ton ganz wesentlich beteiligt: sie erzeugen schaurige Atmosphären, erzählen von Angst und können uns sprichwörtlich zu Tode erschrecken", so die Spezialistin für Musik in Spielfilmen.

Zum Abschluss der Filmmusiktage gibt es – wie in jedem Jahr – ein öffentliches Galakonzert mit der Staatskapelle Halle unter der Leitung von Bernd Ruf. Das Konzert findet am Samstag, 29. Oktober 2011 um 19:30 Uhr, in der Oper Halle statt. In diesem Jahr ist die portugiesische Fado-Sängerin Mísia Gastsolistin. Ihr Programm steht im Zeichen der Leidenschaft: "Påixao". Zu hören sein werden außerdem Filmmusiken von Bernard Herrmann, Charlie Chaplin, Henry Mancini, Niki Reiser, Nino Rota und anderen Komponisten. Eintrittskarten zum Preis zwischen 13 und 30 Euro sind im Vorverkauf erhältlich. Das Konzert wird von MDR Figaro zeitversetzt ab 21:00 Uhr am selben Abend übertragen.

(wa)

http://www.filmmusiktage.de/

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