Ingolstadt – Kent Nagano ist Hamburger Generalmusikdirektor und Gastdirigent der großen Orchester der Welt. Häufig arbeitet der 64-Jährige auch mit dem musikalischen Nachwuchs, etwa bei dem von ihm gegründeten "Vorsprung-Festival" innerhalb der Audi-Sommerkonzerte. Die Weitergabe von künstlerischem Wissen sei eine Selbstverständlichkeit, sagte der gebürtige Kalifornier mit japanischen Wurzeln im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Frage: Warum engagieren Sie sich für den musikalischen Nachwuchs?
Antwort: Das ist etwas ganz Selbstverständliches, dass man als Musiker sein Wissen und seine Erfahrungen an die jungen Leute weitergibt. Wir haben in der europäischen Musik eine große Tradition, und zu dieser gehört die Weitergabe von künstlerischem Know-how. Ich arbeite sehr gerne mit jungen Amateuren. Sie sind lernbegierig, begeisterungsfähig und engagiert. Wenn man etwas gibt, bekommt man auch sehr viel zurück.
Frage: Warum ist es hauptsächlich der Chorgesang, den Sie beim Vorsprung-Festival der Audi-Sommerkonzerte fördern?
Antwort: Audi hat vor einigen Jahren diesen Jugendchor gegründet, nicht nur unter dem Gesichtspunkt, den Jugendlichen auf dem Gebiet der Musik etwas anzubieten, sondern ganz gewiss auch aus einer sozialen Verantwortung heraus. Man hat für diesen Chor, für seine Entwicklung und für seine öffentliche Wirkungsmöglichkeit Bedingungen geschaffen, die hervorragend sind. Vor allem hat man das chorische Singen auf eine professionelle Basis gesetzt. Nur das gibt die Chance, dass es den jungen Leuten gefällt. Sie müssen aus ihrem Engagement einen Gewinn ziehen können.
Frage: Wie intensiv arbeiten Sie dabei mit den jungen Sängerinnen und Sängern?
Antwort: Der Audi-Jugendchor ist mir richtig ans Herz gewachsen, und das bedeutet auch, dass ich auch Möglichkeiten zur gemeinsamen Zusammenarbeit anbiete. Das war in diesem Jahr so, als ich den Chor für mehrfache Aufführungen der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach nach Hamburg holte und der Chor in das szenische Passions-Projekt von Romeo Castelucci eingebunden wurde. Das war für alle teilnehmenden jungen Sänger ein unvergessliches Erlebnis.
Frage: Vielen Chören fehlt der Nachwuchs. Singen in einem Chor ist bei vielen jungen Menschen geradezu verpönt. Woran liegt es?
Antwort: Täuschen wir uns da bitte nicht – es gibt viele junge Menschen, die singen wollen und gerade in chorischen Gemeinschaften. Es gibt da einen Trend zur Aufwärtsbewegung. Gemeinsames Singen ist etwas sehr Wertvolles. Es ist an eine ganze Reihe von Aspekten gebunden, die Erfahrungen von hoher Bedeutung ermöglichen, etwa Disziplin, Respekt und Unterordnung unter die Gemeinschaft.
(Die Fragen stellte Paul Winterer, dpa)
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(16.07.2016 – 12:00 Uhr)
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