Die Nibelungen (1924/2010) – Beide Teile in HD und Dokumentation

30. September 2011 - 07:00 Uhr

Montag, 03. Oktober 2011 / 20:15 – 02:00 Uhr
ARTE

Regisseur Fritz Lang und Drehbuch-Autorin Thea von Harbou konzipierten den Film "Die Nibelungen" in zwei Teilen. "Siegfried" und "Kriemhilds Rache" entstanden zwischen 1922 und 1924. Statt an der populären Wagner-Oper orientierte sich Thea von Harbou beim Skript bewusst an der nordischen Sage. Dieser Ansatz wurde nicht nur in Kostümen und Dekorationen fortgesetzt, sondern auch bei der Musik: Statt Wagner-Motive zu verwenden, schuf Gottfried Huppertz eine völlig eigene Komposition. ARTE zeigt in einer Fernsehpremiere die restaurierte Version des Films mit dem neu eingespielten Original-Soundtrack.

Brunhild

Schon in der Vorbereitungszeit der Dreharbeiten war der Komponist Teil des Teams um Regisseur, Autorin, Kameraleute, Architekten, Masken- und Kostümbildner. In ausgedehnten Regiesitzungen diskutierten sie jedes Detail, von den aufwendigen Bauten bis hin zu dem Gang eines Darstellers.

Mit den "Nibelungen" komponierte der vielseitig begabte Gottfried Huppertz seine erste Filmmusik. Mit fünf Stunden Musik für sinfonisches Orchester hatte er eine große Herausforderung zu meistern. Zunächst hatte er gezögert, den Auftrag anzunehmen. Er fürchtete, dass seine Musik nie unabhängig von Richard Wagner wahrgenommen würde. Huppertz gelang aber die Schaffung eines Klangraums, der die Wucht der Geschichte suggestiv vergrößert. Sein innovatives Verständnis von Filmmusik hat eine prominente Reihe von Nachfolgern. Viele der musikalischen Techniken, die Huppertz in den "Nibelungen" und später bei "Metropolis" entwickelte, wurden von Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold, Franz Waxman oder Max Steiner fortgeführt.

Für die von der Murnau-Stiftung erstellte Restaurierung der "Nibelungen" hat Dirigent Frank Strobel mit dem hr-Sinfonieorchester die Originalkomposition von Gottfried Huppertz neu eingespielt. Die Uraufführung dieser Version fand im April 2010 statt. Zwei Monate zuvor war die rekonstruierte Fassung von Fritz Langs "Metropolis" bei der Berlinale präsentiert worden. Auch dabei hatte Frank Strobel die Originalmusik von dem selben Komponisten aufgenommen, in dem Fall mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Bei "Metropolis" war die Musik von Gottfried Huppertz ein wesentliches Mittel zur Rekonstruktion verschollen geglaubter Filmbestandteile.

Mit über vier Jahren war die Arbeit an den "Nibelungen" das bislang umfangreichste Restaurierungsprojekt der Murnau-Stiftung. Dafür wurden von Montevideo bis Moskau Filmmaterialien zusammengetragen. Erst mit dieser Restaurierung wurde es möglich, das Meisterwerk in Licht und Schatten in einer fotografischen Qualität zu zeigen, die die ästhetischen und visuellen Leistungen des Films wieder nahe bringt.

Die Nibelungen: Siegfried (20:15 – 22:40 Uhr)

Siegfried

(Spielfilm, Deutschland 1922) Der junge Siegfried, Sohn des Königs Sigmund, hat seine Ausbildung in der Schmiede des Zwergs Mime beendet, als er von der wunderschönen Prinzessin Kriemhild, der Schwester des Königs Gunther von Worms, hört. Sofort bricht er auf, um um ihre Hand anzuhalten. Unterwegs muss er einen gefährlichen Drachen im Kampf töten. In der Hoffnung auf Unverwundbarkeit badet er im Blut des Drachen. Dabei fällt ein Blatt auf Siegfrieds Schulter, an dieser Stelle bleibt er verwundbar. Nach kurzem Kampf mit dem heimtückischen Zwergenkönig Alberich kommt er in den Besitz seines Schwertes Balmung und einer Tarnkappe.

Am Hofe der Burgunden in Worms hält Siegfried schließlich Einzug und bittet König Gunther um Kriemhilds Hand. Im Gegenzug fordert König Gunther des Helden Hilfe, um die kriegerische Brunhild als Frau zu gewinnen. Unter der Tarnkappe versteckt, kann Siegfried Brunhild besiegen und es so aussehen lassen, als sei sie von Gunther überwältigt worden. So kommt es zur Doppelhochzeit Siegfrieds mit Kriemhild und Gunthers mit Brunhild. Noch einmal erbittet Gunther Siegfrieds Hilfe, um die unbändige Brunhild zu bezwingen – in seiner Hochzeitsnacht. Es kommt zum Streit der Königinnen Kriemhild und Brunhild, in dem das Geschehen der Hochzeitsnacht offenbar wird. Brunhild ist außer sich vor Wut und fordert von Gunther Siegfrieds Leben für die erlittene Schmach. Durch einen heimtückischen Plan, den der König billigt, findet Siegfried den Tod durch das Schwert Hagen von Tronjes, dem Gefolgsmann und Ratgeber Gunthers. Kriemhild schwört Rache für Siegfried.

Die Nibelungen: Kriemhilds Rache (22:40 – 00:45 Uhr)

Kriemhild

(Spielfilm, Deutschland 1924) Nachdem König Siegfried heimtückisch ermordet wurde, bricht Kriemhild verbittert und voller Rachegedanken ins Hunnenland auf. Dort beginnt sie, verfolgt von den Geistern der Vergangenheit, ein neues Leben an der Seite König Etzels. Bald gebiert sie einen Sohn. Zu diesem Anlass und um ihren Racheschwur in die Tat umzusetzen, lädt Kriemhild König Gunther und sein Gefolge an den Hof Etzels.

Noch in der Nacht der Ankunft setzt Kriemhild hunnische Krieger auf Hagen von Tronje an und verspricht eine reiche Belohnung für dessen Kopf. Am darauffolgenden Tag wird ein Festbankett in König Etzels Palast gegeben, zu dem die Gäste trotz merklicher Bedrohung erscheinen. Die Atmosphäre ist mehr als angespannt und nach einiger Zeit attackieren hunnische Krieger die burgundische Gefolgschaft. Als die Nachricht um das Gefecht den Festsaal erreicht, eskaliert die Situation auch hier. Im Tumult tötet Hagen von Tronje König Etzels und Kriemhilds Sohn.

Die Burgunden verschanzen sich nun im Festsaal, der von den Hunnen belagert, beschossen und in immer neuen Angriffswellen bestürmt wird. Das wiederholte Angebot Kriemhilds, das Leben der Burgunden bei einer Auslieferung Hagens zu verschonen und ihnen freien Abzug zu gewähren, wird zurückgewiesen. Es kommt zum tragischen Ende einer blutigen Auseinandersetzung.

Das Erbe der Nibelungen (00:45 – 02:00 Uhr)

Der Drachen

(Die Entstehungsgeschichte des Films) Mit einer Fülle von Werkfotografien und Originaldokumenten stellen Filmemacher Guido Altenburg und Anke Wilkening die kreativen Visionen vor, mit denen das Team um Fritz Lang und Thea von Harbou an dem zweiteiligen Monumentalfilm "Die Nibelungen" gearbeitet hat. Bei diesem in den Jahren 1922 bis 1924 entstandenen Filmepos ging es um die Erschaffung einer eigenen, bildgewaltigen Welt, um herausragende künstlerische und technische Leistungen – wie den Bau eines 21 Meter langen Drachenmodells – und um den Beweis, dass der Film noch stärker als die Oper verzaubern kann, da er mit einzigartigen Trickaufnahmen arbeitet.

Die Restaurierung des Films und seine Präsentation mit der für ihn komponierten Orchestermusik von Gottfried Huppertz ist eine gemeinschaftliche Leistung vieler Institutionen und Personen. Jede von ihnen hat seine ganz individuellen Erfahrungen mit diesem Film, die sie in dem Dokumentarfilm schildern. Zahlreiche Interviewpartner, unter anderem der Filmproduzent Arthur Brauner, der Dirigent Frank Strobel und führende Filmhistoriker der internationalen Archivszene, bereichern mit Anmerkungen und Einsichten diese ausführliche Werkgeschichte.

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(wa)

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