Nachtwachen: Der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann

13. September 2012 - 08:06 Uhr

Sonntag, 16. September 2012 / 11:00 – 12:00 Uhr
BR-alpha

Dokumentation (Deutschland 2003) Jörg Widmann hat schon früh eine unverkennbare musikalische Welt für sich entdeckt, die noch bis in die extreme Stille hinein in Hochspannung versetzt. Bei Widmann hat man das Gefühl, der Entstehung von Musik selber beizuwohnen. Sein Weg führt ins Innere des Klangs und der Instrumente hinein, sicher auch weil er ein einzigartiger Klarinettist ist. Als Komponist und Interpret in Personalunion wird ihm die Musik zu einem Bereich der Entdeckungen. Die Klarinette spielt dabei die Rolle eines magischen Mediums, an dem zu erfahren ist, wie eng Klang, Hauch und Atem zusammengehören.

Jörg Widmann

Der Film zeichnet ein Porträt des in München geborenen Komponisten, der mit 29 Jahren in Freiburg eine Professur für Klarinette antrat. Autor Klaus Voswinckel beobachtet ihn beim Unterricht mit einer Schülerin und begleitet ihn zu Uraufführungen seiner eigenen Werke in Köln und München. Zusammen mit seiner Schwester Carolin übt Jörg Widmann ein – eigens für sie geschriebenes – irrwitzig virtuoses Geigenstück ein, und mit der Sängerin Salome Kammer probiert er Stimmwege und extremes Vibrato für eine geplante, kommende Oper aus. Musik, das wird spürbar, ist hier bis ins Obsessive hinein Leidenschaft und Leben.

Es gibt eine durchgehende, immer weitergeführte Licht-Dunkel-Thematik bei Jörg Widmann. Nicht nur, dass er vornehmlich in der Nacht komponiert (darin den radikalen Künstlern der Frühromantik verwandt). Seine Kompositionen sind selber auch Erforschung des Dunkels und der Helligkeit. Diese musikalische Auseinandersetzung greift der Film optisch auf – reflektiert und mitverfolgt: vom frühen "Nachtstück" über das große Cellokonzert "Dunkle Saiten" (mit Jan Vogler und dem Münchener Kammerorchester) bis zu den "Lichtstudien".

Wolfgang Rihm, der noch vor ein paar Jahren Widmanns Lehrer gewesen ist, und Siegfried Mauser, Pianist und Interpret seines Werks, orten jeder auf seine Weise den eigenwilligen, sehr persönlichen Weg des Komponisten, der ins Unerhörte aufbricht.

(pt/wa)

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