Montag, 27. Januar 2014 / 23:10 – 01:55 Uhr
Bayerisches Fernsehen
Zum Holocaust-Gedenktag zeigt das Bayerische Fernsehen eine Dokumentation von Musikern über die Musik an einem der dunkelsten Orte der Menschheitsgeschichte: Theresienstadt. Der Film und das anschießende Konzert entstanden im Auftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Um das Projekt zu realisieren, haben alle Künstler ohne Gage mitgewirkt.
Theresienstadt – Musik als Zuflucht (23:10 – 00:10 Uhr)
Dokumentation (Deutschland 2013, Erstausstrahlung) Terezin – Theresienstadt – ein Ort des Grauens. Doch um der Öffentlichkeit menschliche Zustände vorzuspiegeln, verordnete das Nazi-Regime den Gefangenen Tanz und Musik, richtete sogar ein "Tanz-Café" ein. So wurde Musizieren und Komponieren zur Überlebenschance. Die Sängerin Anne Sofie von Otter, der Sänger Christian Gerhaher und der Geiger Daniel Hope spürten Zeitzeugen auf und reisten mit ihnen in das ehemalige Ghetto. Gemeinsam haben sie dort ihre Musikstücke gespielt und sie zum Erzählen animiert.
Die Filmemacher Dorothee Binding und Benedict Mirow vermitteln die kostbare Begegnung mit Zeitzeugen und die teilweise sehr persönlichen Beweggründe der nächsten Musikergeneration, dem Vergessen entgegenzuwirken. Ihre Dokumentation schildert die Kraft der Kunst und ihrer Schöpfer und will Ansporn sein, aus der Vergangenheit die Lehre des "nie wieder" zu ziehen.
"Vom ersten Ton an geht es direkt in unsere Seele. Wir sind nicht mehr auf dieser Welt." Die Dokumentation beginnt mit diesen Worten der Pianistin und Zeitzeugin Alice Herz-Sommer, die im Interview mit dem Geiger Daniel Hope die Macht der Musik beschreibt. Mit 110 Jahren ist sie die älteste Holocaust-Überlebende der Welt.
Ein weiterer Musiker, der noch aus eigener Erfahrung vom grausamen Leben im Ghetto berichtet, ist der Jazz-Gitarrist Coco Schumann, der mit den "Ghetto Swingers" täglich im sogenannten "Caféhaus" spielen musste. "Ich bin der Musik dankbar, weil sie mir das Leben gerettet hat", berichtet er aus heutiger Perspektive, während er für diesen Film noch einmal die Last auf sich nimmt, durch die Gassen von Theresienstadt zu gehen.
Die Nationalsozialisten bauten Theresienstadt perfide und systematisch als Vorzeigelager auf. Damit täuschten sie erfolgreich das Internationale Rote Kreuz. Nur aus diesem Grund war Kultur ab 1942 in Theresienstadt auch offiziell erlaubt. Die Kamera begleitet Alice Herz-Sommer und Coco Schumann auf ihrem Erinnerungsweg zurück in eine schreckliche Vergangenheit und lässt den Zuschauer mit detaillierten Beschreibungen des Ghetto-Alltags hautnah an der Reise voller intimer, schmerzhafter Erinnerungen und Gefühle teilhaben.
Ergänzt werden die Interviews auf beeindruckende Weise durch Musik von Komponisten, die in Theresienstadt interniert waren, unter ihnen Ilse Weber, Karel Svenk, Robert Dauber, Viktor Ullmann und Pavel Haas.
Die Dokumentation wurde vor wenigen Tagen mit dem "International Classical Music Award 2014" in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Theresienstadt – Ein Konzert in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (00:10 – 01:55 Uhr)
Konzert (Deutschland 2012, Erstausstrahlung) Die Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter hat einen Konzertabend in der Akademie der Schönen Künste initiiert. Im Mai 2012 hat sie zusammen mit dem Geiger Daniel Hope, dem Pianisten Bengt Forsberg und dem Kontrabassisten, Gitarristen und Akkordeonisten Bebe Risenfors Stücke von ehemaligen Theresienstadt-Internierten gesungen und gespielt. Daniel Hope hat die Musik berührt: "Was mich fasziniert, sind Leidenschaft und Überlebenswille, die aus dieser Musik sprechen", sagte der Geiger.
(pt/wa)