Besucherzahlen bei Konzerten und Opern wieder leicht angestiegen

21. September 2011 - 07:22 Uhr

Einen leichten Anstieg der Besucherzahlen von Orchestern und Musiktheatern verzeichnet das 9. KulturBarometer, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Besuchten in der Saison 2004/05 noch 42 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland mindestens einmal pro Jahr ein klassisches Konzert oder ein Musiktheater, waren es in der Spielzeit 2010/11 immerhin 44 Prozent. Der Bevölkerungsanteil von 50 Prozent aus dem Jahr 1993/94 konnte aber noch nicht wieder erreicht werden. Das Kulturbarometer ist eine seit 1990 regelmäßig erhobene repräsentative Umfrage des Bonner Zentrums für Kulturforschung (ZfKf). Nach 2005 wurde sie in diesem Jahr zum zweiten Mal in Kooperation mit der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) erstellt.

Konzertbesuch

Der Zuwachs der Besucherzahlen ist vor allem auf die über 65-Jährigen zurückzuführen, die im Vergleich zu der vorherigen Umfrage häufiger klassische Konzerte besuchen. Bei den 18- bis 24-Jährigen hat sich der Rückgang verlangsamt, in den übrigen Altersgruppen sind die Zahlen im wesentlichen gleichgeblieben. "Deshalb muss künftig noch verstärkt Jugendarbeit geleistet werden, um das Publikum von morgen zu sichern", sagte die Geschäftsführerin des Zentrums für Kulturforschung, Susanne Keuchel.

Rückläufige Besucherzahlen sind bei der jüngeren Bevölkerung auch im Bereich der Rock-, Pop- und Jazzkonzerte zu beobachten. Zuwächse gibt es hier erneut bei den über 50-Jährigen. Auffällig ist, dass bei klassischen Konzerten der Anteil der weiblichen Besucher weiter steigt.

Als Hauptaufgabe der Orchester nannten 48 Prozent der Befragten die Nachwuchsarbeit. Weitere Wünsche an die Orchester sind für 42 Prozent "der Gesellschaft niveauvolle Unterhaltung zu bieten", 39 Prozent erwarten eine Bewahrung des kulturellen Musikerbes.

DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens sah in den Umfrageergebnissen einen Ansporn zu noch mehr Vermittlungsarbeit. Gefragt seien intelligente, innovative und kreative Projekte. Die bisherigen Angebote hätten das junge Publikum zwar noch nicht flächendeckend erreicht, aber bereits zu einem Imagewandel der Opern- und Konzerthäuser geführt. Punktuelle Erfolge seien Veranstaltungen wie das Festival Young Euro Classic, das sich ständig steigender Beliebtheit erfreut.

Sorgen mache nach wie vor der Bildungssektor, besonders die Verkürzung des Gymnasiums von neun auf acht Jahre. Dadurch würden die Freizeitkontingente von Jugendlichen kleiner, was sich auch auf ihre musikalischen Aktivitäten auswirke. Der Rückgang und Ausfall von Musikunterricht an den allgemeinbildenden Schulen bleibe ein ernstes Thema. "133 Orchester und Opernhäuser können nicht das auffangen, was an zehntausenden Schulen versäumt wird", sagte Mertens.

(wa)

http://www.dov.org/

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