KLASSIK.TV NEWS – Tianwa Yang, C. W. Gluck und H. W. Henze

06. Juli 2014 - 16:45 Uhr

Berlin – Diese Woche dürfen wir Ihnen drei Themen besonders ans Herz legen: Eine phantastische Neueinspielung der Violinsonaten von Eugène Ysaÿe op. 27 durch die junge chinesische Geigerin Tianwa Yang, den 300. Geburtstag von Christoph Willibald Gluck und das Ballett "Ondine" von Hans-Werner Henze.

Die siebenstimmige Solo-Geige – Tianwa Yang spielt die Violinsonaten von Eugène Ysaÿe

Tianwa Yang

Tianwa Yang

Nur wenige werden bei einem Werk für Solo-Geige an Klangrausch denken. Und doch schafft die junge chinesische Geigerin Tianwa Yang genau das mit den sechs Sonaten für Solo-Violine von Eugène Ysaÿe op. 27, die bei Naxos erschienen sind. Ihre Klanggestaltung und Virtuosität ist dabei gepaart mit tiefem musikalischem Empfinden und einer Lust am Musizieren, die ansteckend ist – ein kleines Meisterwerk. Im Klassik.TV-Interview spricht sie über ihren besonderen musikalischen Werdegang und die Geschichte hinter dieser einzigartigen Einspielung. DAS KLASSIK.TV INTERVIEW MIT TIANWA YANG ANSEHEN

Christoph Willibald Gluck – Zum 300. Geburtstag eines großen Opernreformators

Orfeo ed Euridice

Orfeo ed Euridice

Mit ihm beginnt die Moderne in der Oper, knapp 200 Jahre nach ihrer Geburt durch Monteverdis "Orfeo". Wie ein Paukenschlag wirkten seine neuen Musikdramen im Paris seiner Zeit und entzündeten einen heute kaum mehr vorstellbaren Kunstkrieg zwischen Gluck’scher Moderne und Neapolitanischer Operntradition. Vielleicht wäre die Geschichte auch ganz anders ausgegangen, wenn Gluck nicht auf die Unterstützung seiner vormaligen Gesangsschülerin Marie Antoinette, der späteren Königin von Frankreich, hätte bauen können. Im Gegensatz zu ihr verließ Gluck übrigens Paris vor den Wirren der Revolution, die seiner ehemaligen Schülerin den Kopf kosteten.

Der Sohn einer böhmischen Försterfamilie, ein Autodidakt mit unstetem Wanderleben durch ganz Europa, ist ein Beleg dafür, wie international das Musikleben bereits zu seiner Zeit war. Ähnlich wie Carl Philipp Emanuel Bach, dessen 300. Geburtstag ebenfalls in diesem Jahr anstand, ist Gluck einer der wichtigsten "Vor-Klassiker", ein Mittler zwischen Barock und Wiener Klassik. Allerdings war Glucks Opernreform öffentlicher und radikaler als die empfindsame Wandlung Bachs. Die herkömmliche italienische Opera Seria entrümpelte er von Rezitativen, Generalbass und exzessiv-verschnörkeltem Virtuosentum. In Glucks neuen Balletten und "opéras comiques" strahlte das Orchester mit einer neuen, stärkeren Stimme, und die Opernsänger stellten ihren melodischen Glanz ganz in den Dienst der Rollendarstellung, anstatt sich selbst zu profilieren.

"Orfeo ed Euridice" ist Glucks erste Reformoper, das Herannahen von Mozarts Genie schon ein wenig zu erahnen. Deshalb feiern wir seinen 300. Geburtstag mit der Arie der Euridice aus dem 3. Akt einer optisch grandiosen Inszenierung von Carlus Padrissa (Fura dels Baus). Das ganze Werk gibt es wie immer auf Klassik.TV. AUSSCHNITT ANSEHEN

Zum Geburtstag von Hans Werner Henze

Ondine

Ondine

Hans Werner Henze gilt zu Recht als einer der größten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit. Auch oder vielleicht gerade, weil er Deutschland den Rücken zukehrte und sich in seiner Wahlheimat Italien niederließ. Henze war zeitlebens ein Verfechter des Humanismus – und damit der individuellen und kreativen Freiheit.

Das Deutschland der Nachkriegszeit war ihm dafür einfach zu eng. Dies gilt nicht nur für seine Niedersächsische Heimat, sondern auch für die intellektuelle Kaste, die das Musikleben seiner Zeit bestimmte: Die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, die kanonische Strenge Serieller Musik und das Verbot der Tonalität. All dies war ihm zu eng. Sein musikalisches und vor allem auch musikdramatisches Talent ertrug keine Reglementierung.

Henze wusste, welche Musik er schreiben wollte, auch wenn sie scheinbar keiner Theorie entsprach. Er suchte sich einfach die Formen zusammen, die zu seinem musikalischen Genius passten, was ihm damals viele Feinde einbrachte. Denen entgegnete er: "Bald werden die Clusters, die seriellen Rezitative und die Happenings sich endgültig erschöpft haben, und der junge Komponist wird sich vergebens in solchem Ödland nach Nahrung für seine hungrige Seele umsehen." Wir finden, der Mann hatte Recht. Wir feiern deshalb sein Leben mit einem Ausschnitt aus seinem Werk "Ondine", das er 1958 für das Royal Ballet geschaffen hat. Das ganze Werk gibt es natürlich auf Klassik.TVAUSSCHNITT ANSEHEN

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http://www.klassik.tv

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