Brutale Tragödie – Konwitschnys "Medea" in Stuttgart gefeiert

03. Dezember 2017 - 22:42 Uhr

Stuttgart – In einer eigens auf Deutsch für die Staatsoper Stuttgart produzierten Fassung hat Regie-Altmeister Peter Konwitschny die Tragödie "Medea" auf die Bühne gebracht. Antik waren in der fast durchweg mit heller Freude aufgenommenen Premiere der Oper von Luigi Cherubini (1760-1842) am Sonntagabend nur die Namen. In eine moderne, aber ranzige Küche verlagert der 72-jährige Konwitschny die Handlung um die Frau, die nach der Trennung von ihrem Mann Iason ihre beiden Söhne und die neue Geliebte aus Rache tötet. Mit ergreifender Emotionalität gab Sopranistin Cornelia Ptassek ihrer Medea die durchdringende Stimme einer verzweifelten Frau, die ihrer Liebe nachtrauert.

"Medea"

"Medea"

Dass Konwitschny auf das französische Original verzichtete und deutschen Klartext wählte, sollte mehr Nähe zum Publikum schaffen. Zuschauer reagierten begeistert auf das intensive Spiel von Medea und Iason, gesungen von dem hellen Tenor Sebastian Kohlhepp. Zwar liefert auch diese Neuinszenierung keine Antworten darauf, warum in Beziehungsdramen zuweilen Blut fließen muss – immerhin sechs Tote gibt es am Ende des Gemetzels auf der Bühne. Klar wird aber Konwitschnys Botschaft, dass das Glück einer neuen Beziehung wohl kaum je auf dem Unglück von anderen entstehen kann.

Er selbst habe Sympathien für Medea, weil sie sich zur Wehr setze gegen Verrat, Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit, hatte der mehrfach als "Regisseur des Jahres" ausgezeichnete Konwitschny vorab gesagt. So viel Hass, Zerstörung und Müll auf der Bühne (Johannes Leiacker) am Ende sind, musikalisch ist es ein blitzsauberer Abend. In den gut zwei Stunden mit teils tumultartigen Szenen lässt sich der bestens konzentrierte Alejo Pérez am Pult durch nichts aus der Ruhe bringen.

(dpa/MH)

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(03.12.2017 – 10:10 Uhr)

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