Opernhäuser des Jahres: Guter Spielplan-Mix und Kontakt zum Publikum

30. September 2015 - 12:56 Uhr

Frankfurt/Mannheim – "Man muss die Dinge machen, an die man glaubt", sagt der Frankfurter Opernintendant Bernd Loebe. Das hat seinem Haus in der aktuellen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift "Opernwelt" den Titel "Opernhaus des Jahres" eingebracht – ebenso wie der Oper des Nationaltheaters Mannheim, wo Intendant Klaus-Peter Kehr mit "vielen guten Leuten" einen anspruchsvollen Spielplan macht.

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

Für die Oper Frankfurt ist es schon die zweite große Auszeichnung in diesem Jahr. Im Juli hatte das andere große Fachmagazin, "Die Deutsche Bühne" in Köln, das Haus gewürdigt. In der Kritikerumfrage lag Frankfurt zusammen mit der Komischen Oper Berlin gleichauf in der Kategorie "Überzeugendste Gesamtleistung". Intendant Bernd Loebe sei ein "herausragender Opernmanager", schrieb "Die Deutsche Bühne".

Am Main ist man stolz auf den Doppel-Coup: Noch nie in der Geschichte der beiden Autorenumfragen habe ein und dasselbe Opernhaus auf dem ersten Platz gelegen, rechnet Pressereferent Holger Engelhardt vor. Loebe prägt das Haus seit 2002. Sein Erfolgsrezept: "Man muss die Dinge machen, an die man glaubt", sagte er der "Opernwelt". Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sei "das Bemühen, Nachwuchstalente aufzubauen". Wichtig ist ihm auch der Kontakt zum Publikum. "Die Leute haben das Gefühl: Das ist einer zum Anfassen."

Das Publikum goutiert das: Die Spielzeit 2014/2015 endete – trotz höherer Ticketpreise – mit Rekord-Einnahmen: Erlös 7,5 Millionen Euro, Auslastung 81 Prozent. Neben Opern gibt es pro Saison mehr als 200 weitere Veranstaltungen, zum Beispiel Opern-Bearbeitungen für Kinder und Mitmach-Konzerte ab Zwei, Schnupperangebote für Einsteiger ("Oper to go") und nächtliche Führungen hinter der Bühne ("Phantom in der Oper"), Fortbildungen für Lehrer und Workshops in der Werkstatt.

Der aktuelle Spielplan ist typisch: Den Anfang machte Helmut Lachenmanns "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern", dann kommt die Loebe-typische Mischung aus Publikumslieblingen wie Georges Bizets "Carmen", etablierten, aber schwierigen Werke wie "Wozzeck" von Alban Berg und absoluten Raritäten wie "Iwan Sussanin" von Michail Glinka.

Loebe verspricht, seiner Linie treu zu bleiben: "Wir werden auch weiterhin komplexe Spielpläne stricken, die Qualität des Ensembles hochhalten und den Kollektiven Chor wie Orchester Aufgaben stellen, an denen die Oper Frankfurt im Allgemeinen wachsen kann", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Der ferne Klang

Der ferne Klang

Wäre Mannheims Opern-Intendant Klaus-Peter Kehr nicht so bescheiden, würde er vielleicht sagen: "Endlich haben es die anderen auch gemerkt." Dass nämlich in Mannheim ein spannender Opern-Spielplan gemacht wird. Weil er aber bescheiden ist, sagt er: "Das Haus hat es sich verdient, so wahrgenommen zu werden." Mit einem vergleichsweise kleinen Etat, "vielen guten Leuten" und ausgefallenen Sachen sei der Schritt aus dem Schatten geglückt, sagt Kehr, der 2005 Operndirektor und vor drei Jahren Intendant wurde.

"Aufregende Stücke, ausgefallene Sachen, die nur wenige Leute kennen", hätten der Oper Mannheim geholfen, zu einem "sehr lebendigen Haus" zu werden, sagte Kehr. "Der ferne Klang" von Franz Schreker sei so ein Beispiel, aber eben auch "Esame di mezzanotte" der Italienerin Lucia Ronchetti, die sich mit der Auszeichnung "Uraufführung des Jahres" schmücken darf.

Einen innovativen Spielplan, wie ihn die Kritiker jetzt in Mannheim entdeckt haben, hält Kehr für unerlässlich, wenn es um die Entwicklung geht. "Das Ensemble wird auch ganz anders gefordert." Die Sänger müssten sich so selbst stets neu auf den Prüfstand stellen. "Die Oper hat mehr zu bieten, als man denkt." Mehr jedenfalls als immer wieder die Puccini-Opern "Madama Butterfly" oder "Turandot", sagt Kehr, für den gerade sein letztes Jahr in Mannheim anbricht. Der Wechsel nach zehn Jahren sei wichtig, sagt er, ohne zu verraten, wo es für ihn weiter geht.

(Von Sandra Trauner und Roland Böhm, dpa/MH)

Mehr zu diesem Thema:

Doppelspitze: "Opernhaus des Jahres" in Frankfurt und Mannheim – Kritikerpreise der Zeitschrift "Opernwelt" (30.09.2015 – 11:44 Uhr)

"Opernhaus des Jahres" in Frankfurt und Mannheim (30.09.2015 – 10:19 Uhr)

Links:

http://www.oper-frankfurt.de
http://www.nationaltheater-mannheim.de

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